Ziegers Zeilen (KW 38)
Der Kampf der Ideologen um das Verbrenner-Aus geht weiter – entgegen den Absprachen und mit ganz harten Auflagen. Gestern am späten Nachmittag (22.9.) kam auf FAZ-Online eine böse Nachricht für alle Befürworter von E-Fuels. E-Fuels sollen nach Ansicht der EU nur dann als klimafreundlich anerkannt werden, wenn sie zu 100 Prozent klimaneutral erzeugt werden und zudem 100 Prozent klimafreundlich verteilt werden.
Nach der Einigung im Frühjahr sollte noch ein Schreiben der Kommission folgen. Dies hat lange auf sich warten lassen. Dann ist Kommissar Frans Timmermans, der den Brief schreiben sollte, in die nationale Politik der Niederlande zurückgegangen. Jetzt ist offensichtlich Post aus der EU gekommen.
Aber kein Brief und keine Bestätigung, wie das mit Volker Wissing verabredet war. Wir erinnern uns: Der Bundesverkehrsminister hat im Verkehrsministerrat der EU der Verabschiedung der Verordnung über CO₂-Emissionen für neue Personenkraftwagen und leichte Nutzfahrzeuge seine Zustimmung zu dieser Richtlinie an eine Zusage der EU-Kommission geknüpft, dass seitens der EU-Kommission ein Vorschlag erarbeitet wird, wie in Übereinstimmung mit dem Ziel der Klimaneutralität der EU für die nach 2035 erfolgende Zulassung von Fahrzeugen, die ausschließlich mit CO₂-neutralen Kraftstoffen betrieben werden, vorgelegt wird. Klingt kompliziert, ist es aber nicht. Ohne große Interpretationskunst bedeutet das: Es wird ein Vorschlag für den Einsatz von E-Fuels erarbeitet, der den Verkauf von Verbrennern weiter zulässt, wenn sie zuverlässig nur mit E-Fuels betrieben werden können.
Dafür hat sich Volker Wissing sehr viel anhören müssen. Aber er hat eine Zusicherung erkämpft und keinen Teil des „Fit-for-55“-Gesetzespaketes durch eine Blockade verhindert. Die Nachrichten damals klangen jedenfalls ausgesprochen versöhnlich. Streit um Verbrenner-Aus – EU will Weg für E-Fuels-Autos ebnen, so klang es in den meisten Medien.
Ein Weg für die meisten erschien durch die Einführung einer neuen Fahrzeugkategorie möglich. Sozusagen mit dem Label „E-Fuels – geeignet“. Dann war es lange Zeit ruhig. Jetzt ist in einer Redaktion in Frankfurt ein neuer Vorschlag gelandet. Der hat, so wie es jetzt beschrieben wird, mit der Einigung nun gar nichts mehr zu tun. In der Online-Ausgabe der FAZ vom späten Freitagnachmittag heißt es: (Der Entwurf) … sieht vor, dass diese Autos nur mit vollständig klimaneutralen E-Fuels betankt werden dürfen. Es geht also nicht nur darum, dass die E-Fuels nur genauso viel CO₂ freisetzen, wie vorher bei ihrer Herstellung der Luft entzogen wird. Es muss zudem auch die gesamte Lieferketten von der Herstellung des E-Fuels über den Transport bis zum Verbrauch CO₂-neutral sein. Zudem müssen die Hersteller sicherstellen, dass die Autos nicht mit anderen Kraftstoffen gestartet werden können.
Noch einmal zurück in den März. Damals hätte es mit den Stimmen der Deutschen eine Situation gegeben, in der die Verordnung gescheitert wäre. Nicht nur die Deutschen, sondern auch andere Länder waren gegen das Verbrenner-Aus. Hätte, hätte, Fahrradkette. Aber das war nicht die Geschäftsgrundlage.
Und wir kommen zurück zum gestrigen Tag. Ersetzen Sie das Wort E-Fuels durch Strom und ersetzen Sie das Wort Verbrenner mit Elektromobil. Schauen Sie sich den heutigen Tag an. Heute geladener Strom für ein Elektroauto wäre nicht zu 100 % klimafreundlich. 34.079 MWh sollen heute aus Photovoltaik und Windkraft erzeugt werden. Der gesamte prognostizierte Stromverbrauch für heute liegt bei 56.539 MWh. In der Differenz zwischen erneuerbarem Strom und Gesamtstrom liegen knapp 14.000 MWh Kohlestrom und knapp 4.200 MWh Strom aus Gaskraftwerken. Und das können Sie nicht ändern, wenn Sie die Batterie Ihres Autos nur halbvoll laden. Ein anderes Argument hat Ralf Diemer von der eFuels Alliance. Der Stromer dürfe dann eben nicht mehr gestartet werden, wenn der Strom nicht grün sei. Das ist ein kluges Argument.
Genug der schlechten Nachrichten. Es gibt auch schönere Nachrichten. Gestern war Weltnashorn-Tag. Und tatsächlich hatten ein paar Rundfunkanstalten den Tag auch im Visier bzw. ein paar Nachrichten über Nashörner im Programm. Ein Kollege hat seinem kleinen Sohn heute Morgen ein Nashorn eines bekannten Figurenherstellers geschenkt. Die Namensnennung wäre wohl Schleichwerbung. Mir gefallen solche Feiertage. Es gibt noch mehr davon. Sie finden im Kalender der kuriosen Feiertage. Einer meiner Lieblingsfeiertage liegt auch auf dem gestrigen Tag. Der Tag der Eistüte, der National Ice Cream Cone Day in den USA.
Wenn Sie sonst nichts vorhaben, genießen Sie eine schöne Eiswaffel beim Nashorngehege ihres Lieblingszoos. Mit Familie. Oder mit jemand, den Sie gern haben. Das wäre doch was.
Ihr Stephan Zieger