Ziegers Zeilen (KW 33)
Zwei Projekte, zwei Einstellungen, aber zwei unterscheidliche Signale
Ein Rückschlag für die großen E-Fuel-Träume titelt die Online–FAZ heute. Und es ist kein Kommentar, sondern ein Bericht über eines der größten E-Fuels-Projekte in Europa. Sie schreibt, „der dänische Windstromkonzern Ørsted hat Pläne für Europas größte Produktionsanlage von E-Fuels aufgegeben. Mit dem Projekt „Flagship-One“ in Schweden wollte Ørsted große Mengen von synthetischem Kraftstoff auf Basis von „grünem“ Methanol produzieren. Geplant war eine Fabrik, die schon ab 2025 pro Jahr 55.000 Tonnen E-Methanol vor allem für die Schifffahrt und die Industrie herstellen sollte.“ Das ist enttäuschend und wohl tatsächlich ein Rückschlag. Die FAZ zitiert auch die Sprecher des Windstromkonzerns, der den Stopp damit begründet, dass der Markt sich noch nicht entwickelt hat. Der Markt für den der Konzern produzieren wollte, war noch nicht einmal der Kraftfahrzeugsektor, sondern der für Schifffahrt und Industrie. Der Konzernchef in der FAZ wörtlich: „Wir glauben nach wie vor an den langfristigen Markt für E-Fuels, aber die Industrialisierung der Technologie sowie die kommerzielle Entwicklung des Absatzmarktes sind deutlich langsamer vorangekommen als erwartet“
Das Aus für dieses Projekt ist schade. Und es ist ein Rückschlag. Aber die Schifffahrt und die Industrie sind nicht die Hauptmärkte. Der Hauptmarkt dürfte die Luftfahrt und vor allem der Straßenverkehr sein. Diese Bereiche wollen E-Fuels und synthetische Kraftstoffe. Aber die Signale für Investoren sind nicht stark genug. Zu den Investoren für das dänische Projekt gehörte Bill Gates und sowhl die EU-Kommssion und die europäische Investitionsbank hatten Fördergelder zugesagt. Die Politik muss sich stärker bekennen als bisher. Und eindeutiger. Sonst steht man am Ende mit leeren Händen da. Und da gilt, was BMW-Chef Oliver Zipse vor einigen Wochen geäußert hat. Bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz des Münchner Autobauers äußerte, sprach er sich in seiner Rede für eine Förderung des Einsatzes von CO₂-armen Kraftstoffen wie E-Fuels, E 25 oder HVO100 aus – „und zwar so schnell wie möglich und in großer Breite.“ Dem hatten wir damals nicnts hinzuzufügen. Das Beispiel aus Dänemark zeigt, dass das Abwarten in der Politik das falsche Signal ist. Und falsche Signale kann der Klimaschutz gerade nicht brauchen.
In dem gleichen Beitrag berichtet die FAZ auch über weitere Rückschläge im Bereich der grünen Kraftstoffe. Ein australischer Konzern hat seine Pläne für grünen Wasserstoff gestoppt. Shell hat aus Kostengründen sein Projekt in Rotterdam. Die Shell-Produktionsanlage sollte laut Planung im Jahr mehr als 800.000 Tonnen nachhaltige Treibstoffe, vor allem Sustainable Aviation Fuel (SAF), also Bio-Kerosin für Flugzeuge, und Biodiesel aus Pflanzen und Abfällen herstellen. Die Begründung für den Stopp lässt alle diejenigen aufhorchen, die massiv Zweifel an der Verfügbarkeit von HVO und ähnlichen Produkten äußern. Der Stopp hatte andere Gründe als der Stopp für das E-Fuels-Projekt. Marktwirtschaftliche Gründe. Die FAZ berichtet, die Preise für Biodiesel und synthetische Kraftstoffe in Europa sind nach einem Höhenflug gefallen, weil einige Hersteller die Produktion hochgefahren haben, während die Nachfrage sich nicht so schnell entwickelt wie in optimistischen Szenarien angenommen. Fazit. Es ist genügend Ware da. Dem Hochlauf von HVO steht nichts im Wege.
Wir wollen optimistisch bleiben. Es kann funktionieren, wenn man will.
Schönes Wochenende!
Stephan Zieger