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Ziegers Zeilen (KW 31)

Flaute statt Power - Böse Halbjahreszahlen in der Automobilbranche und warum E-Fuels helfen könnten

"Flaute statt Flower Power“ so titelte die FAZ am Montag auf Seite 22 ihrer gedruckten Ausgabe. „Der Autozulieferer ZF steckt in der Krise“ stand am heutigen Freitag auf Seite 22 der Ausgabe vom Freitag. „VW will hart auf die Kostenbremse treten“ war auf Seite 23 zu lesen. Darunter auf der gleiche Seite „BMW hadert mit der Politik“. 

Flower Power sollte aus dem neuen VW Bulli kommen. Aber nichts ist mit Erfolg. Mit Problemen kämpft das Modell ID Buzz. Kein Verbrenner, ein Elektroauto. Hübsch und wenig lukrativ schreibt die FAZ. Und er spricht nur eine überschaubare Käufergruppe an. Und mit zweieinhalb Tonnen Gewicht zu schwer für die Plattformen aus dem Konzern. Noch mehr gibt es im Artikel. Auch Zahlen,wie sich einzelne Modelle verkaufen.

VW muss erhebliche Anstrengungen unternehmen, die eigenen Geschäftsziele zu erreichen. Das ist das Thema des zweiten Beitrags über Volkswagen. Renditeziele werden eingedampft und dann doch nicht oder nur mit Anstrengungen erreicht. VW teilt mit, dass zum Jahresende das Geschäft noch einmal Fahrt aufnehmen wird. Wer diesen Satz aufmerksam liest, liest zumindest, dass Fahrt jetzt nicht angesagt ist. Auch steht im Bericht, dass die Gesamtkosten im Konzern gestiegen seien. 

Der Automobilbelieferer ZF aus Friedrichshafen am Bodensee hat im letzten Jahr noch ein Umsatzplus von 6,5 % ausgewiesen. Das war gut. Für einen Automobilzulieferer im Zeitalter des Verbrennerverbot. Jetzt läuten die Alarmglocken. ZF-Chef Holger Klein zu den Ursachen. Viele Autohersteller hätten ihre Elektromobilitätsprogramme drastisch gekürzt. Seit Anfang des Jahres um 35 Prozent und sogar bis zu 50 Prozent in den kommenden Jahren. „Das bleibt nicht ohne Folgen für uns als Zulieferer und unsere Strategie.“ Im ersten Halbjahr sanken die Erlöse um 5,6 Prozent auf rund 22 Milliarden Euro. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern ging auf 780 Millionen Euro zurück.

Zusammengefasst steht das alles auch in einem Beitrag der Wirtschaftswoche. Die befasst sich unter dem Titel „Neue Zahlen zeigen: So ist die Lage der deutschen Autobauer“ mit der Situation der deutschen Autobauer. Und die ist wohl zum Teil ernst. Angetrieben, das Wort passt hier ganz besonders, durch Fehleinschätzungen bei der Elektromobilität, Forschungskosten, zu wenig gesunkene Kosten für Batterien und manches andere mehr.

Vielleicht schaut man genauer hin. Elektromobilität hat sich noch immer nicht etabliert. Da wo die Förderung gestrichen wird, da fallen auch sofort wieder die Umsätze. Die Wirtschaftswoche zitiert die Professorin Helena Wisbert vom Duisburger CAR-Institut: „Deswegen sind die Preise im Vergleich zum Verbrenner noch so hoch und deswegen funktioniert es auch nicht ohne Förderung – wir beobachten überall da, wo die Prämien noch gezahlt werden, auch steigende Absatzzahlen.“ In Deutschland wurde die Förderung für E-Autos Ende des vergangenen Jahres gestoppt. Mercedes verkaufte laut Wirtschaftswoche im ersten Halbjahr mit 93.400 reinen Elektroautos 17 Prozent weniger Stromer als im Vorjahreszeitraum. Audi konnte seinen Absatz nur um 1,3 % steigern. 

Krise überall. Nur BMW-Chef Oliver Zipse klingt positiver. Er kann auf gute und immer noch steigende Umsätze verweisen. Sogar bei den Stromern stiegen seine Verkaufszahlen um 34 Prozent auf fast 180.000 Autos. Er allerdings hadert mit der Politik. Zipse laut FAZ: „Der effektivste Beitrag zum Klimaschutz ist der, den wir schon heute leisten. Sprich, jede Tonne CO2, die wir heute einsparen und nicht erst in der Zukunft.“ (…) Hierfür müsse der Einsatz von CO2-armen Kraftstoffen gefordert und gefördert werden, „und zwar so schnell wie möglich und in großer Breite.“ Applaus! 

Zipse fürchtet an dieser Stelle ein Verbrennerverbot durch die Hintertür. Wenn die EU-Kommission „nichts unternimmt, um den Hochlauf CO2-armer Kraftstoffe zu beschleunigen und den Einsatz auch praktikabel zu machen, wäre das ein gezieltes Verbrenner-Verbot durch die Hintertür.“

Schließen wir uns Zipse an. Dass Technologieoffenheit geht, zeigt er mit seinen Verkaufszahlen. Die Politik muss jetzt das Thema „Verbrennerverbot“ ernst nehmen. Die Situation bei der Industrie und bei den Zulieferern ist besorgniserregend. Deswegen ist es Zeit, sich hier neu aufzustellen. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Und dem Klima schadet eine solche offene Situation nicht. Denn mit den E-Fuels und im übrigen ja schon jetzt mit HVO stehen klimaneutrale Alternativen bereit. Man muss sie halt nur von der Kette lassen.

 

Schönes Wochenende!

 

Stephan Zieger

 

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