Ziegers Zeilen (KW 28)
Insgesamt war es eine unaufgeregte Woche. Was vielleicht am Wetter liegt. An der Nachrichtenlage kann es nicht gelegen haben. Denn eine kleine Meldung gibt genügend Anlass sowohl zur Berichterstattung, als auch zur Hoffnung: E-Fuels sind startklar – Forschungsprojekt NormAKraft bewertet den Stand der Forschung. Der Hintergrund: Im Auftrag des Deutschen Bundestages hat eine Arbeitsgruppe, an der unter anderem Partner wie die TEC4FUELS GmbH und die OWI Science for Fuels gGmbH beteiligt waren, Untersuchungen zur Materialkompatibilität, den physikalisch-chemischen Eigenschaften und der Normenkonformität der E-Fuels durchgeführt. Das Ergebnis steht in der Titelüberschrift des Beitrages und man kann es nicht oft genug wiederholen: „Die E-Fuels sind startklar.“
Was fehlt, sind immer noch die politischen Rahmenbedingungen. Warum man hier nicht in Schwung kommt, kann man eigentlich mit jedem weiteren Schritt, der getan ist, immer weniger verstehen. In der EU fehlt immer noch der Brief der Kommission, den die Deutschen als Preis für das Zugeständnis zum fossilen Verbrenner-Aus erhalten haben. EU-Kommissionsmitglied Timmermans hat noch immer nicht reagiert, außer mit wohlfeilen Worten. Die echte Reaktion fehlt. Sollte Timmermans – was jetzt alleine die Spekulation des Autors ist – mit dem Amt des Ministerpräsidenten in Amsterdam liebäugeln oder, was ihm nicht zu verdenken ist, mit einer Funktion als Berater oder Lobbyist, dann ist seine Amtszeit spätestens 2025 beendet. Denn dann kommt eine neue Kommission ins Amt. Möglicherweise dann ohne Timmermans.
Aber zurück zur Studie. Das Projekt NormAKraft – Normkonformität alternativer Kraftstoffe des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hatte zum Ziel, die sich gegenwärtig in der Entwicklung befindlichen alternativen Kraftstoffe und Kraftstoffmischungen frühzeitig auf ihre Normkonformität und Materialverträglichkeit hin zu evaluieren und hierzu noch in der Entwicklungsphase eine erste Einschätzung der Systemkompatibilität zu formulieren.
Das Ergebnis ist für jeden untersuchten Kraftstoff eindeutig. Es funktioniert. Es ist unproblematisch bei Produkten aus dem Fischer-Tropsch-Verfahren (S. 33). Es ist unproblematisch bei Methanol-to-Gasoline. (S. 37). Es ist unproblematisch bei den anderen Produkten (S. 41 ff.). Es ist keine Chimäre.
Auf Seite 28 zeigen die Autoren die Gründe für eine weitere intensive Bearbeitung des Themas auf. Zitat: „Die Markteinführung der betrachteten Kraftstoffe bietet die Möglichkeit, die Wirkweise der jeweiligen Motorenkonzepte positiv zu beeinflussen.“ Selbst neue Kraftstoffzusammensetzungen sind möglich und zeigen auch insoweit einen Weg für die neuen Verbrenner auf: „Durch die Wahl der Kraftstoffzusammensetzung können Potenziale zur Steigerung der Performance im motorischen Betrieb erzielt werden. Als Beispiele sei hier nur angeführt, dass eine höhere Oktanzahl verbunden ist mit einer höheren Klopffestigkeit der eingesetzten Kraftstoffe im motorischen Betrieb.“
Man könnte noch eine Reihe weiterer Zitate bringen. Die Studie gibt das her. Sie ist ehrlich und offen. Lesen Sie sie selbst. Aber immer wieder stehen dort auch die Hinweise auf die Rahmenbedingungen. Wörtlich: Ohne einen sicheren Rechtsrahmen ist für Investoren kein Aufbau tragfähiger Geschäftsmodelle und damit keine breite Markteinführung alternativer klimaschonender Kraftstoffe möglich. Und an einer anderen Stelle der Studie (S. 72 ff.) werden die Herausforderungen in der weiteren Normarbeit konkretisiert. Nachjustierungen werden aufgezeigt.
Auf Seite 74 findet sich dann der Hinweis, der Bände spricht: „Trotz aller Hürden fördern aktuelle Pilotprojekte bereits die Sichtbarkeit von synthetischen Kraftstoffen und ermöglichen gleichzeitig einen Erkenntniszugewinn für die Technologieoptimierung nachfolgender Anlagengenerationen sowie die Systemintegration der synthetischen Kraftstoffe in bestehende oder neu zu schaffenden Infrastrukturen.“ Was die Autoren damit sagen wollen, haben wir oben schon einmal als unsere Zwischenwertung aufgezeigt: Es funktioniert. Es ist keine Chimäre. Also Zeit für eine echte Auseinandersetzung damit.
Hiernach reicht es eigentlich, Franz Beckenbauer zu zitieren: „Geht's raus und spielt's Fußball.“ Vielleicht sollte die Politik das auch so sehen.
Ihr Stephan Zieger