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Ziegers Zeilen (KW 24)

Von Zahlen und Statistiken und wie man mt ihnen umgeht

Nachschlag zur letzten Woche. Wir hatten über Stammtischparolen gesprochen. In dieser Woche meldet sich der ACV, der Autoclub Verkehr zu Wort. Der Club hat das Auto als Verkehrsmittel der Zukunft ausgemacht. Das wundert nicht. Und auch er stützt sich auf eine Umfrage. Die hat für den ACV bzw. den Autoversicherer DEVK das Meinungsforschungsinstitut CIVEY gemacht. 66 Prozent der Befragten gaben an, das Auto am häufigsten zu nutzen, gefolgt vom Zufußgehen (12 Prozent), dem öffentlichen Verkehr (10 Prozent) und dem Fahrrad (9 Prozent). Auch in puncto Beliebtheit liegt das Auto mit 63 Prozent klar vorne, gefolgt vom Fahrrad (13 Prozent). Warum die Deutschen weiterhin zum Auto stehen? Autofahrerinnen und Autofahrer schätzen besonders die Flexibilität, den Komfort sowie die Schnelligkeit und Zuverlässigkeit des Automobils.

Das Ergebnis dieser Umfrage nimmt der ACV zum Anlass, darauf hinzuweisen, dass die Politik verantwortlich ist, dass die Menschen mobil bleiben. Zur Mobilität gehört die Verkehrswende und dazu – aus Sicht des ACV mit einer Schlüsselrolle – die E-Mobilität. „Autofahrer müssen sich die E-Mobilität leisten können“, ist die Forderung des ACV. Genauer, er fordert von der Politik, bestmögliche Rahmenbedingungen für die Elektromobilität zu schaffen. Dazu gehöre auch, das Vertrauen in die Technologie zu stärken, den Vorbehalten gegenüber E-Autos mit klarer Kommunikation zu begegnen und über Fakten aufzuklären, zum Beispiel über die Entwicklung der Spritpreise. Dazu der ACV-Geschäftsführer Holger Küster: „Der steigende CO2-Preis wird in den kommenden Jahren zwangsläufig zu höheren Preisen an der Tankstelle führen – das ist vielen Autofahrerinnen und Autofahrern noch nicht bewusst, könnte aber ein wichtiges Argument für den Kauf eines E-Autos sein“ ergänzt Küster.

Das ist alles gut und richtig, was der ACV dort fordert. Die Politik ist tatsächlich gefordert. Aber wenn die potentiellen Käufer verunsichert sind, dann reicht es nicht, wenn die Politik informiert. Die meisten Befragten stehen eben nicht vor der Frage, ob sie ein neues Auto wollen. Damit die Verunsicherung aufhört ist mehr erforderlich. E-Fahrzeuge werden so schnell nicht preiswert. Die EU gibt gerade das andere Signal. Preiswerte Fahrzeuge kommen so schnell nicht. Die angekündigten Strafzölle verteuern die Fahrzeuge um 18 bis 40 Prozent.Preiswerte Fahrzeuge aus hiesiger Produktion sind nicht in Sicht. Und ob Strafzölle die richtige Antwort sind, weiß man nicht. Sie stellen jedenfalls eine Belohnung für diejenigen dar, die bisher keine preiswerten Fahrzeuge im Portfolio hatten. Die haben jetzt eine Extra-Zeit bekommen.

Die Extra-Zeit sollte jetzt in eine vernünftige Strategie investiert werden. Wer aufmerksam die Umfragen liest, wird merken, dass das Thema Akzeptanz keine zentrale Frage ist. Zentrale Frage ist es ob man sich ein Auto leisten kann. Ganz zentrale Frage ist beim Auto die Flexibilität, der Komfort sowie die Schnelligkeit und Zuverlässigkeit. Bei den vorhandenen Lösungen kommen die Verbraucher ins Zweifeln. E-Fuels und HVO sind die Antwort. Eine Antwort. Alles andere braucht seine Zeit. Oder seine Bewegungsform. Kurz-, Mittel- oder Langstrecke.

In der ganzen Diskussion taucht seit einiger Zeit wieder eine ganz spezielle Lösung auf. Prof. Dr. Thomas Koch vom KIT in Karlsruhe läßt sich im Focus wie folgt zitieren. „In anderen Ländern, beispielsweise in Japan, ziehen Wissenschaft, Industrie, Mittelstand und Politik an einem Strang und entwickeln eine ausgewogene Politik mit maximaler Nachhaltigkeitswirkung. Dort und auch in China sind sparsame Hybridantriebe eine wichtige Säule der Zukunft."

Das klingt besser und verheißt dem oft gescholtenen Hybrid eine mindestens eine wichtige Übergangsfunktion. In dem Focus-Artikel werden wichtige Stimmen aus der Wissenschaft zitiert. Und die Mehrheit, lauter renommierte Namen, spricht sich deutlich für Technologieoffenheit aus. Und dafür. Und die E-Fuels sind nicht nur einmal Thema.

Nur einer liegt massiv daneben. Prof Dr. Ferdinand Dudenhöffer. Er wird in diesem Beitrag zitiert wie folgt:„Es ist absolut notwendig, beim Verbrennerverbot zu bleiben. Auch deshalb, weil wir ansonsten noch schneller in die Klimakatastrophe hineinrutschen. Nach 2035 wird der Elektroanteil so hoch sein, dass der Verbrenner kaum noch eine Rolle spielen wird. Europa wird den Anschluss an die Weltmärkte verlieren.“ Da ist ihm wohl eine Zahl verrutscht. Weltweit gibt es 1,6 Milliarden Fahrzeuge. Destatista gibt die Zahl wie folgt wieder: (…) der Bestand an Kraftfahrzeugen weltweit belief sich im Jahr 2020 auf rund 1,6 Milliarden Fahrzeuge. Schon in den vergangenen Jahren stieg die Anzahl der global registrierten Kraftfahrzeuge kontinuierlich an. Die Marke von weltweit mehr als einer Milliarde Kfz wurde bereits im Jahr 2009 geknackt.“ Heißt umgekehrt ohne großes Rechnen. Um die Zahl von einer Milliarde auf 1,6 Milliarden zu steigern, hat es fast 15 Jahre gebraucht. Versuchen Sie sich bitte mal in dieser Rechnung bis zum Jahr 2035, und zwar so, dass der Verbrenner keine Rolle mehr spielt.

 

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