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Ziegers Zeilen (KW 22)

Der Aufreger der Woche. Die CDU-Umfrage zum Verbrennerverbot. Ja, das ist gründlich danebengegangen. Man wollte ein Quasi-Plebiszit zum Verbrenner-Aus machen. Das erwartete Ergebnis, dass man aus Umfragen kennt einmal etwas größer machen. Auch um die Wucht eines Plebiszits einmal hinzubekommen. Schön wäre es gewesen. Aber das ist nicht gelungen. Nicht gelungen, weil man wahrscheinlich zu amateurhaft daran gegangen ist. Auf jeden Fall war man zu naiv. Jedenfalls ist die Umfrage gekapert worden und dann gestoppt worden. Doppelte Blamage, aber keine Niederlage. Dazu gleich. Vielleicht denkt man mal nach, wie man das richtiger hätte machen können, denn die von der CDU gesehene Stimmung ist ja vorhanden. Und zwar deutlich. Vielleicht hätte man es in der alten analogen Welt besser gemacht. Vielleicht aufwendiger. Die FAZ empfahl, eine Unterschriftenaktion zu machen. Das wäre wahrscheinlich sehr aufwendig gewesen, hätte aber vermutlich mehr Aufmerksamkeit erbracht und weniger Manipulationsmöglichkeiten. Aber hinterher ist man meistens schlauer.

Drei Dinge gilt es darüber festzuhalten. Erstens, das Thema ist mitten in der Bevölkerung und es braucht jemanden der es laut artikuliert. Deswegen war die Idee gut. Die zweite Bemerkung. Das Thema polarisiert. Die andere Seite – schlimm wenn man das so schon bezeichnen muss – will gar keine Gegenargumente hören. Sie hält Gegenargumente sogar für schädlich. Sie will sich nicht mit den Gegenargumenten auseinandersetzen um gemeinsam zur besten Lösung zu kommen. Wir hatten das in der letzten Woche thematisiert. Die dritte Bemerkung entnehmen wir wieder der FAZ, weil es hier am kürzesten und prägnantesten festgehalten wird. Die schreibt in einem klugen Kommentar folgendes: „Die Art und Weise, wie die CDU-Aktion manipuliert wurde, ist Klimakleberei: Kampagneros fühlen sich als Avantgarde, die weiß, dass sie keine Mehrheit hat (im Bundestag gilt das jetzt schon). Also werden unlautere Mittel eingesetzt, um den Eindruck zu erwecken, das Gegenteil sei der Fall.“ Das lassen wir jetzt mal so stehen.

Einen Beitrag der österreichischen Nachrichtenagentur APA lesen wir in diesen Tage. Der Titel „Festhalten an Verbrennern könnte EU-Klimaziele gefährden“. Dort werden drei Experten zum Thema Verbrennerverbot zitiert. Und sie kommen zu bemerkenswerten Erkenntnissen.

Der eine Experte möchte am Verbrennerverbot festhalten. Harald Frey vom Institut für Verkehrswissenschaften der Technischen Universität (TU) Wien. Er wiederholt gerne auch ältere Argumente. Technologieoffenheit ist nicht die Richtung in die er gehen möchte. Obwohl er relativ eindeutig das Potential bei der Defossilierung des Verkehrsbereich beschreibt. Für rund 24 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Verkehrssektor pro Jahr anfallen. Neun Millionen Tonnen könnten durch die Elektrifizierung des Pkw-Bestandes bis 2040 eingespart werden. Bei LKW sieht er fünf Millionen Tonnen Einsparungspotential. Bleiben danach rund 10 Millionen übrig, für die er keine Lösung anbietet. E-Fuels nur zu teuer und zu ineffizient.

Eine zweite Expertin, hier kehren wir die Reihenfolge des Beitrags um, stellt die These auf, dass Klimaneutralität nur erreicht werden könne, wenn man massiv auf einen anderen Antrieb, nämlich Elektromobilität setzt. Das sagt Astrid Gühnemann vom Institut für Verkehrswesen der Universität für Bodenkultur (Boku) in Wien. Sie verweist auf den hohen Anteil an erneuerbarer Energie in Österreich. Das Argument der Energieeffizienz sei dort um so wichtiger. Klar erkennt die Expertin, dass bei sinkendem Verbrennerbestand die Einnahmesituation des Staates sich verändert. Um dies zu kompensieren müsse man Alternativen ausloten. Roadpricing ist eines der Instrumente. Bei hergestellten E-Fuels sieht sie andere Bereiche, die möglicherweise ein höhere Zahlungsbereitschaft haben. Am Verbrennerverbot will sie festhalten. Ob so am Ende Klimaneutralität im Verkehr erreicht wird, bleibt offen.

Anders sieht es der dritte Experte und dessen Argumente sind beachtlich. Helmut Eichlseder, Vorstand des Instituts für Thermodynamik und nachhaltige Antriebssysteme an der Technischen Universität (TU) Graz macht es argumentativ richtig. Er prüft ob sich die Situation verbessert, wenn man das Verbrennerverbot sogar vorzieht. Ob die Klimaziele dann erreicht würden. Nein, werden sie nicht, zu dem Ergebnis kommt er. Er plädiert stattdessen für eine intensivere Forschung. Je später man damit anfange, desto teurer werde es. Teuer werde es sowieso. Solange das Verbrenner-Verbot gelte, würde nicht weiter in Richtung nachhaltige Kraftstoffe geforscht, weil vor Investitionen zurückgeschreckt werde. Eichsleder befasst sich auch mit den Argumenten der beiden anderen. Wörtlich im Beitrag: “Allerdings sei elektrischer Strom in vielen Gegenden der Welt bereits in der Größenordnung von einem Eurocent pro Kilowattstunde zu haben, verwies er auf die Möglichkeit, erneuerbare Energie zu importieren und damit die Kosten für E-Fuels etwas zu senken. Den in Österreich produzierten Strom sollte man hingegen sofort in Anwendungen wie E-Autos stecken.“ So haben wir E-Fuels immer verstanden.

Er spricht sich dagegen aus, Verbrenner zu verschrotten. Weder Klimasicht noch Umweltsicht erfordern das. Eine Idee hat der Forscher aber auch. E-Fuels müßten, solange sie teuer sind als fossile Kraftstoffe, über die fossilen Kraftstoffe quersubventioniert werden. Die Vorschläge von Professor Eichsleder gehen in die richtige Richtung. Sie erfassen beide Bereiche. Technologieoffenheit. Sie zeigen auf, dass schnelles Handeln wichtig ist. Warten schadet dem Klima.

Damit lassen wir es für dieses Wochenende genügen. In der Hoffnung, dass es nicht zu nass wird.

 

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