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Ziegers Zeilen (KW 20)

Ein Streitgespräch auf meinem Schreibtisch, leider nicht in Wirklichkeit

Wir wissen nicht, ob sich BMW-Chef Oliver Zipse und der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer in letzter Zeit einmal direkt getroffen haben. Sie hätten sich eine Menge zu erzählen. Oder auch nicht. Denn beide beschäftigt das Thema Verbrennerverbot und Elektromobilität. Der eine ein Fan des Verbots und der andere mit einer differenzierten Sicht der Dinge.  Getroffen haben sich die beiden bei mir auf dem Frühstückstisch und später noch einmal auf dem Schreibtisch. Ferdinand Dudenhöffer in einem Interview mit der Kölnischen Rundschau vom 11. Mai zum „Streit über das Verbrennerverbot“ und Oliver Zipse in der FAZ vom 14. Mai  zum gleichen Thema unter dem Titel „Unsere Industrie ist erpressbar“.

Kommen wir zum Autoexperten. Ohnehin schon ein merkwürdiger Titel. Autoexperte. Wie wird man das? In der Werkstatt meines Vertrauens arbeitet auch ein Autoexperte. Dem vertraue ich schon sehr gerne mein Auto an. Eine Diskussion rund um den Zustand des Autos meiner Tochter habe ich diese unlängst mit den Worten beendet, „Sie sind der Experte, nicht ich.“ Er hat grinsend entgegnet „.. nur für Autos …!“ Ich bin mir nicht sicher ob ich diese Diskussion mit Ferdinand Dudenhöffer führen könnte. Aber er ist auch ein Experte. Sagen die Medien, und er widerspricht nicht. Am Rande, ein Nachbar hat ein Gespräch zum Thema Fußball, es ging um den FC, um den einzigen FC, die anderen haben andere Name,n mit dem Hinweis beendet „Du bist mir vielleicht ein Experte.“

Aber zurück zum fiktiven Streitgespräch. Ferdinand Dudenhöfer ist Autoexperte und er hält wenig von der Diskussion um das Verbrennerverbot. Allein schon das Gerede um das Verbrennerverbot schade. Dudenhöffer wörtlich: „Wer sagt, er wolle das Verbrenner-Verbot abschaffen, schadet dem Standort.“ E-Mobilität ist nach Dudenhöffer der Weg, individuelle Mobilität in die Zukunft zu retten. Das, so sagt er, können man in China sehen. Denn da gibt es gigantische Ladestationen, zufriedene Kunden und das ist sein persönlicher Impetus. „Erleben Sie, welche Wohltat es ist, wenn man statt lauten Verbrennern mit ihren Abgasen (…) emissionsfreie Stromer durch die 20-Millionen-Einwohner-Stadte schleichen (sieht).

Oliver Zipse sieht das Verbrennerverbot eher skeptisch. Zitat: „Aus unserer Sicht war schon die Einführung dieses Verbots naiv.“  Verbrenner, so seine These könnten komplett in Europa gefertigt werden. Für Elektromobilität gibt es in Europa keine Wertschöpfungskette. In einer Dimension wie das Verbrennerverbot den Markt regulieren zu wollen mache am Ende alles schlechter, den Wettbewerb, die ökologische Wirkung und die Arbeitsplatzsicherheit. Der Verbrenner des Jahres 2035 wird sehr effizient sein.

Eine von Zipse aufgeworfene Fragestellung in diesem Zusammenhang müsste nachdenklich machen. Die Annahme nämlich, dass der maximale ökologische Effekt zu erzielen sei, wenn man den Neuwagenmarkt reguliert. Zipse geht in einer langen Antwort darauf ein und lenkt das Licht auf den Bereich der Bestandsfahrzeuge. „Dieser riesige Bestand älterer Fahrzeuge ist der Hauptemittent und er ist von keiner Regulierung betroffen. Um ihn zu erreichen, müssen Kraftstoffe mit einem anspruchsvolleren CO²-Ziel belegt werden.  Zipse legt dar, dass die Fahrzeuge aus seinem Konzern schon seit langem für E-Fuels, E 25 oder HVO 100 ausgelegt sind.

Eine andere Fragestellung bewegt beide. Ferdinand Dudenhöffer hält die Streichung der E-Autoprämie für einen „krassen Fehler“. Oliver Zipse sieht das gelassener. Er geht davon aus, dass sich der Markt spätestens in einem halben Jahr normalisiert haben wird. Ohnehin ist er der Meinung, dass die Mittel für die direkte Förderung besser in der Ladeinfrastruktur hätten angelegt werden sollen.  Starke Produkte, so der BMW-Chef, verkauften sich auch ohne Förderung. Der Autoexperte Dudenhöffer sagt, dass im Klein- und Kompaktwagenbereich die Fahrzeuge um 15.000 Euro teuer sind. Dudenhöffer wörtlich: Ohne Subventionen kauft niemand die Dinger“

Unser Fazit. Beide Interviews sind lesenswert. Schade, dass man sie nur hinter einer Bezahlschranke findet. Beim Schlusswort sind wir noch unentschieden. Dudenhöffer rät zum Ende seines Interviews zum Abwarten „Nach Lage der Dinge rate ich, noch ein paar Jahre abzuwarten. (…)“  Falls man doch will, soll man nicht kaufen, sondern leasen oder auf einen Plug-in setzen.

Bei Oliver Zips finden wir gut, wie er einen Aufreger abräumt. Befragt, wie er die vielen chinesischen E-Autos in Bremerhaven beurteile, die dort für den deutschen Markt „massenweise“ herumstehen, antwortet er: „Haben Sie schon einmal einen chinesischen Hafen angesehen. Da sehen Sie lauter europäische Autos.

Diese Gelassenheit nehmen wir mit ins Pfingstwochenende. Die Christen verbinden mit Pfingsten die Ankunft des Heiligen Geistes. Das kann helfen.

 

Ihr Stephan Zieger

 

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