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Ziegers Zeilen (KW 17)

 

Irgendwie ist das gerade nichts mit der Elektromobilität. Wenn die Stromer eine Partei wären, dann kämpften sie zurzeit jedenfalls nicht um eine Mehrheit, geschweige denn um eine Regierungsbeteiligung.

In der FAZ von Mittwoch wurde die neueste HUK-Mobilitätsstudie analysiert. „Elektroautos schon wider auf dem absteigenden Ast“ titelt die FAZ diesen Beitrag. Und die Elektromobilität schneidet wirklich schlecht ab. 8 % der Autofahrer ab 40 können sich den Kauf eines E-Autos vorstellen. Bei den Jüngeren sind es noch 23 %, der Bundesschnitt liegt bei 13 % . In allen Altersgruppen ist der absteigende Ast zu sehen. Bei den Jüngeren hat das Elektroauto aber immer noch einen guten bis sehr guten Ruf.49 % sehen dies noch so. Allerdings, so die FAZ, leiden jüngere wohl besonders unter der gestrichenen Kaufprämie. Kein Wunder, denn diese Gruppe steht im Regelfalle am Anfang ihres Berufslebens und hat offensichtlich ein Problem mit den hohen Preisen. Der Fairness halber muss man sagen, dass E-Fuels-nicht hier nicht profitiert haben, aber dazu kommen wir an anderer Stelle noch. Wasserstoff und Brennstoffzelle stehen weiter oben in dieser Studie. Befragt, welche der nachstehenden aktuell diskutierten Maßnahmen als Erstes konkret umgesetzt werden müsste entscheiden sich in diesem Jahr nur noch 9 % für die E-Fuels, 6 % für Stromer und nur 14 % für Wasserstoff. Der Wunsch nach Alternativen so schnell wie möglich ist aus den unterschiedlichsten Gründen nur noch bei weniger als zwei Drittel der Befragten akut vorhanden. 

Wovor alle am meisten Angst haben, sind die steigenden Kosten für Mobilität (49 %), die gestiegenen Strompreise (28%) und – wenig überraschend – vor zu starker öffentlicher Bevormundung (25 %). Kommt es nicht darauf an, sich für Verbrenner, Wasserstoff E-Fuel oder Strom zu entscheiden, bleibt die individuelle Mobilität die am meisten gewünschte Form der Fortbewegung.

Auch die Targobank hat sich mit der Frage Verbrenner oder Stromer befasst. Schließlich finanziert man hier. Obwohl die Fragestellungen anders lauteten, kommt man zu dem gleichen Ergebnis. Die Nachfrage nach Stromern sinkt. Kaufzurückhaltung macht sich breit.

Dieses Ergebnis muss zu denken geben. ÖPNV und Bahn sind Hoffnungsträger im Rahmen der HUK-Studie, auch das geben die Zahlen her. Aber die individuelle Mobilität ist sehr weit oben angesiedelt. Das alles und noch viel mehr kann man auch aus der ADAC-Studie herauslesen, die ebenfalls in diesen Tagen veröffentlicht worden ist. Allerdings hat sich der ADAC eher mit grundsätzlichen Fragen befasst, als mit den Vorzügen und Nachteilen von Antriebsarten. Diese Studie ist es wert, sich demnächst einmal separat mit ihr zu befassen.

Aber zurück zum Thema. Unmut gegenüber Elektromobilität speist sich aus verschiedenen Quellen. Da ist zum einen die fehlende oder mangelhafte Infrastruktur. Das Thema Rohstoffe und Batterien. Das andere ist der hohe Preis für einen Stromer. Hinzu kommt offensichtlich eine gewisse, formulieren wir es mal untechnisch, Widerborstigkeit. Wenn sich Angst vor zu starker staatlicher Bevormundung hier niederschlägt, dann wirkt sich das auch auf die öffentlich bevorzugte Lösung aus. Und die ist die Elektromobilität. Dass es die Bahn und der ÖPNV nicht sind, die insoweit Ablehnung erfahren, erkennt man aus den noch hohen Zustimmungswerten.

Dass E-Fuels schlechter da stehen als in den Vorjahren kann man auch nicht herauslesen. Die Leute sind nicht dumm. Dass der Verbrenner seinen Beitrag zur Klimawende beitragen kann, haben die Kunden schneller verstanden als viele in der Politik. Deswegen sehen sie auch im Verbrenner eine Technik, der sie sich guten Gewissens anvertrauen können. Wegen der E-Fuels.

Die Politik muss handeln. Sie muss den Anstoß geben. Schnell. Und konsequent. Technologieoffenheit ist gefragt. In der Luftfahrtbranche sorgt man sich. Dort hat man sogar eine Quote. Eine Beimengungsquote, die bis 2035 auf 20 Prozent steigen muss. Das steht so im Fit-for-55-Paket. Und diese Branche ist zuversichtlich, dass das zu schaffen ist. Ja wenn endlich alle das machen, was sie sollen. Investieren. Stattdessen zögern sie. Begründung für das Zögern in einem aktuellen Beitrag der FAZ vom 24. April: Investoren scheuen kostenträchtige Erstprojekte, weil sie fürchten, dass spätere Projekte preiswerter umgesetzt werden. Der sagt ist der Geschäftsführer des Bundesverbandes der deutschen Luftfahrt (BDL) Matthias von Randow. Er fordert weitere finanzielle Hilfen. Die Signale für den Straßenverkehr sind einfacher. Investitionssicherheit. Und Verbesserungen in der Regulatorik. So kann das gehen.

 

Ihr Stephan Zieger

 

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