Ziegers Zeilen (KW 14 - 15)
Die FAZ berichtet über Oliver Blume, VW-Chef seines Zeichens. In der FAZ wird er jetzt damit zitiert, dass er E-Fuels „als eine tragfähige Technologie versteht, die sinnvoll ist“. Blume ist schon öfter damit aufgefallen, dass er sich positiv für E-Fuels ausgesprochen hat. Der Beitrag in der FAZ titelt „Volkswagen pocht auf E-Fuels als Ergänzung zu Elektroautos“.
Blume geht davon aus den Preis der E-Fuels in den nächsten zwei bis drei Jahren auf weniger als zwei Dollar je Liter zu senken. Zitat aus dem Beitrag in der FAZ: „Dann wird das attraktiv“. Investoren hielten sich heute noch zurück, weil angesichts der „kontroversen Diskussionen“ um die Technologie entsprechende Investitionen nicht attraktiv seien. Dass die Zurückhaltung gebrochen werden könnte sieht er als möglich an. Deutschland kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Sollten nämlich „Länder wie Deutschland entscheiden, E-Fuels steuerlich zu bevorzugen und ihren Einsatz damit voranzutreiben, werde sich das schnell ändern“
Grundsätzlich sieht Blume im Elektroauto die Zukunft. Allerdings scheint er nicht alleine fixiert darauf zu sein, sondern eine organische Entwicklung anzustreben. Das ist gegenüber früheren Äußerungen aus dem Konzern eine deutliche Verbesserung. Neuwagen und Bestandsflotte profitierten von einer geänderten Haltung zu den E-Fuels. Fehlende Ladeinfrastuktur sieht er nicht als Hemmnis an. Zitat aus dem Beitrag in der FAZ: „Das ist eine Entwicklung, die beim Verbrennungsmotor ganz genauso gewesen ist“, sagt er – und schlägt dann einen historischen Bogen in die Frühphase des Automobils. Damals sei Benzin von Apotheken verkauft worden. „Und dann hat sich nach und nach ein Tankstellennetz gebildet, über einen sehr langen Zeitraum.“ Genauso werde es mit dem E-Ladenetz laufen, allein schon weil der Anreiz für Tankstellenbetreiber groß sei, in die Technik zu investieren. Im Schnitt sei ihr Umsatz damit doppelt so hoch wie mit der klassischen Zapfsäule. “
Zwei Dinge fallen in dem Beitrag auf. Eine entspanntere Haltung zum Thema Technologieoffenheit und der Hinweis auf die Tankstellen. Ihnen kommt in der neuen elektrischen Welt offenbar eine entscheidende Rolle zu. Das ist doch eine Botschaft. Vielleicht findet sie ja noch ein paar Anhänger mehr. Wir wären dabei.
Das Verbrennerverbot ist überflüssig. Dieser Meinung ist auch Martin Sander, Deutschland-Chef von Ford. Auch er übt sich in einem historischen Vergleich, liegt damit aber ein wenig schief. In einem Interview mit der FAZ wurde ihm folgende Frage gestellt: Im Moment scheinen viele Autobosse ja ganz anders zu argumentieren, nach dem Muster: Jetzt haben wir so viel in E-Mobilität investiert, nun will ich endlich etwas davon haben, und deshalb müssen die Alternativen verboten werden.
Seine Antwort: „Aus meiner Sicht ist ein Verbrennerverbot schlichtweg unnötig. Es müssen Voraussetzungen geschaffen werden, dass die Nachfrage nach Elektroautos so schnell steigt, damit man sich gar keine Gedanken mehr über die Verbrenner machen muss, weil sie auf mittlere Sicht überflüssig werden. Pferde wurden ja auch nie verboten, trotzdem bewegen wir uns längst auf andere Weise fort. Warum Sander schief liegt: Die Pferde verschwanden, weil es eine effektivere Technik gab. Wer jetzt im Vergleich zwischen Stromer und Verbrenner die Rolle des Pferdes einnimmt ist mindestens offen. Vielleicht ist ja nach 100 Jahren für beide Platz und die Pferde haben weiterhin das Nachsehen.
Auch weiter ist das Interview mit Martin Sander lesenswert. Auch er ist nicht so ideologisch festgelegt wie andere Automobilmanager. Dass er sich nicht vorstellen, Kraftstoffe in einer anderen Weltgegend zu erzeugen und dann per Schiff nach Deutschland zu bringen ist nicht konsequent gedacht. Das passiert heute schon. Nur noch nicht mit E-Fuels. E-Fuels für die Bestandsflotte sieht er als nützlich an, soweit sie wirtschaftliche erzeugt werden können. Warum dann nicht E-Fuels insgesamt. Und überhaupt. Gerade ein Manager eines internationalen Automobilkonzerns müsste das Thema Arbeitsteilung besser verstehen. Ein Ford der in einem Verkaufsraum in Deutschland steht wurde auch nicht nur in Deutschland hergestellt, sondern ist Ergebnis eines arbeitsteiligen Prozesses.
Vor einiger Zeit hatten wir einmal geschrieben, dass die besten Zeiten für die E-Fuels noch kommen. Ein paar Anzeichen sind schon da. Und dass auch die Ampelregierung in diese Richtung denkt, ist offenbar beim Finanzminister angekommen. Martin Lindner hat sich in dieser Woche für finanzielle Anreize ausgesprochenen. In einem Beitrag der Augsburger Allgemeinen wird er wie folgt zitiert: „Wir haben verabredet, dass klimafreundliche Kraftstoffe steuerlich so behandelt werden wie Elektromobilität“. Gemeint sind synthetische Flüssigkraftstoffe und Biokraftstoffe.
Klingt doch alles ein wenig besser. Dazu passt, dass der Weg für die HVO´s jetzt wirklich frei ist. Das Kabinett hat grünes Licht gegeben. Viele Mittelständler geben jetzt Gas, damit die Ware auch beim Endkunden ankommt. Ganz zum Schluß unserer Zeilen. Der Motorsägenhersteller Stihl gibt übrigens auch Gas. In einem Beitrag mit dem Magazin „Forstpraxis“ erläutern die Waiblinger, den Einsatz von E-Fuels bei der Waldarbeit. Die Argumente werden Ihnen bekannt vorkommen. Zu Recht!
Ihr Stephan Zieger