Ziegers Zeilen (KW 14)
Tempolimit ja oder nein als Teil der Koalitionsverhandlungen? Mit HVO kann man eine größere CO²-Ersparnis erzielen, als mit der Einführung eines Tempolimits.
Tempolimit ja oder nein. Diese Frage liegt bei den Koalitionsverhandlungen wieder auf dem Tisch. Die FAZ berichtet darüber und FOCUS-Online. Das Ergebnis. Noch offen. CDU/ CSU sind dagegen. Die SPD ist dafür. Laut FAZ und Focus liegt aus dem Bundesverkehrsministerium ein neues Gutachten vor. Autor des Gutachtens ist die Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen (BASt). Kurz gefasst das Ergebnis: 1,3 bis 2 Millionen Tonnen CO² könnten laut Studie pro Jahr bei einem Tempolimit von 130 auf Autobahnen eingespart werden. Das entspricht etwa 1 bis 1,5 Prozent der verkehrsbedingten Emissionen des vergangenen Jahres, die mit vergleichsweise geringem Aufwand für den Klimaschutz eingespart werden könnten.
Andere hatten das Potential höher eingeschätzt. Zum Beispiel durch den Verzicht auf Umwegfahrten, da bei 130, favorisiert wurden 120, die Autobahn nicht mehr so attraktiv ist. Aber diese Effekte hat man beiseite gelassen.
Wir haben uns in diesem Beitrag einmal mit anderen Treibhausgaseinsparmöglichkeiten beschäftigt. Zum Beispiel mit dem Potential von HVO100 Diesel. HVO100 ist ein synthetischer Dieselkraftstoff, der aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt wird und somit CO²-neutral ist. Das bedeutet, dass bei der Verbrennung des Kraftstoffs kein zusätzliches CO² in die Atmosphäre gelangt.
Aber von Anfang an. Gemäß Richtlinie 80/1268/EW4G in der Fassung 93/116/EG wird der Kraftstoffverbrauch aus der Kohlendioxidemission mit folgenden Umrechnungsfaktoren berechnet.
Benzin: Faktor 23,2 (bei der Verbrennung von 1 Liter Benzin entstehen 2.320 g CO2),
Diesel: Faktor 26,5, (bei der Verbrennung von 1 Liter Diesel entstehen 2.650 g CO2).
Das gleiche Ergebnis gibt es bei Helmholtz. Auf die Frage „wie viel CO² steckt in einem Liter Diesel erhält man dort die Antwort „2,65 Kilogramm“. Und man erhält eine Begründung, warum das so ist.
Benzin lassen wir jetzt einmal stehen. Weiter mit Diesel. Wir berechnen nun die Menge an HVO, die wir einsetzen, um eine entsprechende Ersparnis zu erzielen. Ersparnis meint, wir verbrennen statt Diesel HVO.
Schritt 1: Wie viel Diesel muss verbrannt werden um 1.3 Millionen Tonnen CO² zu erzeugen.
1.3 Millionen Tonnen CO² sind 1.300.000.000 Kilogramm also 1.300.000.000.000 Gramm. Jetzt kommt der entscheidende Schritt: Das ganze jetzt geteilt durch 2.650 g (= 1 Liter Diesel) ist gleich 490.566.037 Liter Diesel.
Schritt 2: HVO100 ist je nach Herstellungsart nur zu 90 % Klimaneutral. Manche sagen es seien nur 87 %. Das folgt daraus, dass u.a. im Hydrierungsverfahren möglicherweise nicht immer grüner Wasserstoff eingesetzt wird. Also müssen wir einen Zwischenschritt einfügen.
Zwischenschritt: Wie viel HVO100 brauchen wir um 1,3 Millionen CO² einzusparen. Bei nur 87 % Klimaneutralität sind es nicht 490.566.037 Liter, sondern 563.869.008 Liter. Die Rechenoperation ist auch hier ganz einfach. 490.766 m³ mit 87 % entsprechen 563.869 m³.
Schritt 3: Haben wir genug HVO100? Antwort Agora Energiewende: In der EU waren 2024 neben einer Raffineriekapazität von etwa 5 Millionen Tonnen (Mio. t) pro Jahr lediglich weitere Anlagen mit etwa 1 Mio. t Produktionskapazität pro Jahr im Bau. Neste, der zur Zeit größte Hersteller für HVO gibt als Antwort auf die Frage nach der Produktionskapazität folgendes: Mit der Erhöhung unserer jährlichen Produktionskapazität für erneuerbare Produkte auf 5,5 Millionen Tonnen bis Ende 2023 und der weiteren Steigerung auf 6,8 Millionen Tonnen bis Ende 2026 sind wir gut aufgestellt, um unsere Kunden weltweit bei ihrer Umstellung auf nachhaltigere Lösungen zu unterstützen. Der Zitatgeber bei Neste ist Peter Zonneveld, Vice President, Europe and APAC im Geschäftsbereich Renewable Road Transportation bei Neste.
Fazit: Mit HVO kann man eine größere CO²-Ersparnis erzielen, als mit der Einführung eines Tempolimits. Man könnte an weitere Möglichkeiten denken. Sparsamere Verbrenner, der Verzicht auf E5 zugunsten von E10. Alles das geht . Man muss es nur wollen. Und schon öffnen sich Tore.
Aufgabe für die kommende Woche. Berechnen Sie doch die Menge HVO, die es benötigt, um 2 Millionen Tonnen CO² einzusparen. Sie können das Ergebnis gerne unter diesem Beitrag posten.
Schönen Restsonntag und eine schöne Woche.
Stephan Zieger