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Ziegers Zeilen (KW 12)

Heute wollen wir uns endlich mal wieder mit E-Fuels beschäftigen. Anlass ist eine Sendung im ZDF der vergangenen Woche. „Vor allem, wenn es um das Auto geht, sind wir Deutschen blind vor Liebe. MAITHINK X nimmt die aktuelle Klima-Verkehrspolitik auseinander und stellt vor, was es stattdessen tatsächlich bräuchte.“ So wird auf der Internetseite des ZDF ein vor einingen Tagen ausgestrahlter Beitrag beworben. Dort geht es um nach eigener Darstellung um „E-Fuel vs. E-Auto: Mythos Technologieoffenheit“.

Die Moderatorin von MAITHINK X setzt sich dort kritisch vor allem mit E-Fuels auseinander. Korrekt, aber mit bissigen Anmerkungen berichtet sie über den Werdegang der CO²-Richtlinie für PKW. Mit einigem Bedauern stellt sie fest, dass die EU nicht „amused“ war über den deutschen Vorstoß im März/April 2023 in Sachen E-Fuels. Diesen ersten Einwurf haben wir nicht verstanden. Das klingt irgendwie nach Mittelalter. Nach Sakrileg. In einem demokratischen Prozess ist, kann es abweichende Meinungen oder sogar Vorstöße geben. Soviel Humor muss man haben, zumal Volker Wissing damals der Richtlinie uneingeschränkt zugestimmt hatte. Die Zugeständnisse erfolgten darüber hinaus. Und in der Geschichte aller Normen aus dem Fit-for-55-Paket sind die Deutschen dieser Linie ja auch treu geblieben. Sie haben immer zugestimmt.

In Minute sechs kommt man dann zum Punkt. Technologieoffenheit ist schön, aber was die Klimaneutralität der E-Fuels angeht, stößt man sehr schnell an die „Grenzen der Physik“. „Geht doch gar nicht“ wäre die korrekte Fassung dieses Einwands. Schau´n wir mal wie es weitergeht. Da gibt es dann ein Bobby-Car-Rennen zwischen E-Auto, Wasserstoff-Auto mit Brennstoffzelle und dem mit E-Fuels angetriebenen Verbrennerauto. Alle drei erhalten gleich viel Energie zur Verfügung gestellt und rennen dann los. Das E-Fuels-Fahrzeug bleibt als erstes Fahrtzeug liegen, dann das Wasserstofffahrzeug und als letztes das E-Auto. Drei Mal dürfen Sie raten warum. Wegen der Effizienz. Daran liegt´s. Und erklärt wird es auch. Nicht jede eingesetzte Energie kommt auch dort an, wo sie wirken soll. Das verdeutlicht Dr. Mai Thi Nguyen-Kim mit einem radelnden Mitarbeiter. Er muss die aus einer Möhre stammende Energie dazu einsetzen, eine Birne aufzuhellen. Alles was Nguyen-Kim dort zeigt, das stimmt auch. Und es ist gut gemacht. Unterhaltsam auch. Was sie vergisst? Nichts, es sei denn … 

Was, wenn es egal ist, wie viel Energie eingesetzt wird. Weil sie, also die Energie unerschöpflich ist und wir es uns leisten können, diese Energie auch zu verschwenden. Wie bei Solarenergie oder auch Windenergie. Naheliegendes Beispiel aus dem letzten Sommer. Da mussten in Spanien Windräder abgeschaltet werden, weil es genügend Solarstrom gab

Nguyen-Kim zeigt auch noch einmal auf, auch das korrekt, wie viele Umwandlungsschritte den Wirkungsgrad verringern. Mit einer kleinen, aber zulässigen Polemik kommt sie auf den Stromeinsatz zu sprechen. E-Autos erhöhen den Stromverbrauch. Auch das ist richtig. Und das zitiert sie zutreffend. Und jetzt kombiniert sie Wirkungsgrad und Stromverbrauch. Das ist das Argument mit dem nicht ausreichend vorhandenen grünen Strom. E-Fuels würden in Deutschland erzeugten grünen Strom die Grenzen überschreiten. Das ist ein böses Argument. Weil es stimmt. Die Erzeugung von E-Fuels würde in der Tat den Strombedarf in Deutschland mehr erhöhen, als die Erzeugung von Strom für E-Autos. 

Aber! Darauf kommt es nicht an. Auch da übersieht sie, dass E-Fuels ja nicht in Deutschland hergestellt werden sollen. Kohlenwasserstoffe können über tausende Kilometer hinweg transportiert werden. Und zwar dort her, wo Strom eben ausreichend zur Verfügung steht. Eine Stromleitung von Chile, Algerien oder aus anderen Ländern der MENA-Region funktioniert nicht und wird es nicht geben. Einen Schiffstransport von E-Fuels schon …

Schauen Sie sich gerne die Minute 19 an. Erneuerbarer Strom wird auch in Zukunft eine begrenzte Ressource sein, mit dem man auch gut haushalten sollte. Gut gebrüllt Löwe, wurde man gerne sagen. Jetzt kommt der Moment für die E-Fuels. Aber Nguyen-Kim springt zu kurz. E-Fuels sind „ineffizienter Quatsch mit Sauce“. Schade, jetzt hätte man sich ja einmal mit den anderen Argumenten auseinandersetzen können. Zum Beispiel mit denen von Professor Koch aus Karlsruhe. 

Aber da macht Nguyen-Kim es uns eher schwer. Zwar setzt sie sich kritisch mit dem CO²- Rucksack und den Rohstoffen auseinander.. Aber dann verfällt sie wieder in die alten Argumenationsmuster. Selbst wenn, dann ist nicht genügend da. Schiffe und Flugzeuge brauchen E-Fuels dringender. Und für alle ist nicht genügend da. Kein Wunder, wenn man sie schlecht macht und die Politik nicht die notwendigen Rahmenbedingungen sorgt.

Ab Minute 26 steigen wir dann wieder ins Mittelalter ein. Weil wir soweit hinten sind mit den E-Fuels , deswegen brauchen wir alle Anstrengung, die Stromer nach vorne zu bringen. Und man sollte deswegen auch nicht mehr auf andere Argumente hören. Klingt gut, passt aber nicht. Und hört sich wirklich nach Mittelalter an. Wenn man zu viel darüber redet, dann verlieren die Stromer. Daher deswegen Augen zu und durch. Sonst funktioniert es nicht. Es ist ja für einen guten Zweck. Die Wende zur Elektromobilität. 

Fazit: Ein unterhaltsamer Beitrag. Inhaltlich aber schwach. Statt Argumenten Lautstärke, ein fester Blick und starke Gesten.

Am Mittwoch wurde der neue „World Happiness Report“ veröffentlicht. In Finnland sind sie am glücklichsten. Mit 7,740 Punkten. Platz zwei halten die Dänen. Deutschland ist zum ersten Mal aus der Top 20 gefallen. Nur noch Platz 24. Mit 6,719 Punkten. Am Ende der Rangliste steht Afghanistan.Schlüsselfaktoren, die Menschen generell glücklicher machen, sind etwa soziale Unterstützung, Einkommen, Freiheit und die Abwesenheit von Korruption. Wir finden Platz 24 auch gar nicht schlecht. Zumal der Glücksindex nicht wirklich schlechter geworden ist. Andere haben nur deutlicher zugelegt. Vielleicht finden Sie ja Ihren persönlichen Glücksmoment am Wochenende. Seit vorgestern ist ja Frühling. Da geht doch was.

Ihr Stephan Zieger

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