Ziegers Zeilen (KW 07)
Über einen polemischen Nachschlag zur Metastudie. Und warum schon im sechsten Jahrhundert vor Christus eine Metastudie entstand und wir heute noch wissen, dass sie falsch war.
Haben Sie sie gelesen. Nicht die verschiedenen kritischen Positionen zur Meta-Studie. Die sind letzte Woche veröffentlicht worden. Uniti hat ein Positionspapier präsentiert. Der bft hat sich in einem sechsseitigen Papier mit der „Metastudie" beschäftigt. Dabei ist auch klar aufgezeigt worden, dass die Metastudie höchstens eine sogenannte Metastudie ist. Sogenannt, weil wesentliche Ansätze einer Metastudie vernachlässigt worden sind.
Nämlich eine korrekte wissenschaftliche Arbeit. Der Begriff „Metastudie“ steht für eine Metaanalyse, also einer quantitativ-statistische Zusammenfassung anderer Arbeiten. Man spricht bei einer Metastudie auch von einer systematischen Übersichtsarbeit, einer umfassenden, auch qualitativen Zusammenfassung aller Arbeiten zu einem Thema. Um es noch genauer zu sagen, Meta-Studien kombinieren eine Vielzahl von Studien zu einer Zusammenschau. Das heißt nichts anderes, als dass die Resultate von bereits gemachten Studien verglichen und als Kollektiv ausgewertet werden. In der vorgelegten Metastudie hat man nur auf solche Ergebnisse zurückgegriffen, die die eigene Meinung bestätigten. Ein Befassung mit widersprechenden Studien hat nicht stattgefunden, obwohl es diese auf wissenschaftlich herausragender Basis gibt.
Zurück zur Frage, was Sie gelesen haben müssen. Man war sich offensichtlich nicht sicher. Und hat nachgelegt. Gefragt oder ungefragt. Zwei neue Beträge befassen sich mit dem Thema der Metastudien. Der eine Beitrag steht im neuen Spiegel (Nr. 8/2025 S. 92 ff. oder in Spiegel-Online hinter einer Bezahlschranke) unter dem Titel „Falsches Versprechen vom Wundersprit“ bzw. Online noch polemischer „E-Fuels, das vergiftete Versprechen vom Wundersprit“. Die andere Quelle ist ein Beitrag von „Lobbycontrol“ mit dem Titel „E-Fuels: Dreiste Lobbykampagne gegen das Verbrenner-Aus“. Allerdings nicht wissenschaftlich, sondern polemisch. Der Flankenschutz quasi.
E-Fuels also nicht als Alternative sondern als Instrument einer dreisten Lobby. Die böse Lobby schädigt den guten Stromer. Hemmt den Forstschritt und schadet dem Klima. Gut gebrüllt. Und garniert mit ein paar Fakten, die auch in der sogenannten Metastudie standen. Dabei bleibt der Spiegel noch halbwegs sachlich. Er verknüpft Lobbytätigkeit mit ihm genehmen Fakten.
Dreist ist das Schlagwort, dass Lobbycontrol in die Diskussion bringt. „Vermeintlich“, „Unlauter“, „perfide Strategie“, „raffinierte Lobbystrategie“ oder „Lobbyarbeit mit schädlicher Wirkung“ sind nur einige der Zitate. Für Sachargumente nur wenig Raum. Eher frei nach dem alten Motto aus schlechten Fußballspielen, „erst den Mann und dann den Ball“. Wird man dabei ertappt, gibt es eine rote Karte. Schauen Sie mal ob Sie Rot geben würden oder es bei einer Verwarnung lassen würden. Die Entscheidung ist bei Ihnen.
Übrigens. Eine der ersten misslungenen Meta-Studien finden Sie in einer Fabel bei Aesop. Sie kennen Aesop. Aesop war ein Dichter aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus. Mit Aesop wurden wir früher in der Schule gequält. Meistens in den Klassen fünf oder sechs. Manchmal später im Lateinunterricht. Eine an die ich mich noch sehr gut erinnere, ist die vom Fuchs und den Trauben. Wir wollen jetzt nicht hinterfragen, was den Fuchs damals bewegte, eine der wohl ersten Metastudien zu verfassen, die veröffentlicht wurde. Er kam zu dem Ergebnis, dass die Trauben sauer waren. Wir wissen heute, alle ihm verfügbaren Quellen hatte er nicht herangezogen.
Wir fragen uns immer, warum man soviel Energie darauf verschwendet, E-Fuels schlecht zu machen. Eine Antwort haben wir nicht. Wenn, wäre sie zu Verschwörungstheoretisch. Auf dieses Feld wollen wir uns nicht begeben. Aber, wie kommt man aus der Situation heraus? Ganz einfach eigentlich. Dass E-Fuels funktionieren, daran hat man selbst in der sogenannten Metastudie keinen Zweifel. Sie sind sogar in Luftfahrt und Schifffahrt unverzichtbar. Sagen alle.
Also ganz einfach, machen lassen. Wenn E-Fuels nämlich nicht funktionieren, dann kommen sie nicht. Wenn sie funktionieren, dann würde man eine Großchance für das Klima einfach ignorieren. Denken Sie mal darüber nach.
Schöne Woche,
Stephan Zieger