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Ziegers Zeilen (KW 05)

Markttranzparenzstellen sind nicht gleich Markttranzparenzstellen

Wer diese Woche irgendetwas mit Meinung schreibt, den treibt die Versuchung um. Eine wirkliche Versuchung. Wir schwören ihr nicht ab. Das war jemand anders. Der heilige Antonius. Auch wenn manche sie wirklich lesen sollten. Die Geschichten über die Versuchung des heiligen Antonius. Wir halten inne und erinnern uns an unsere Themen, schauen noch einmal auf die aktuellen Schlagzeilen der Zeitungen und kommen zu unseren Themen. Und wir hatten in der vergangenen Woche versprochen, uns kurz zu fassen.

Gestoßen sind wir bei unserer regelmäßigen Zeitungslektüre auf die Banken. Die Banken kriegen jetzt auch eine Markttransparenzstelle. Eigentlich hatten wir gedacht, es gäbe so etwas längst. Aber fehl gedacht. Ich selbst erinnere mich, dass vor vielen hundert Jahren die Lehrlinge (so hießen die Auszubildenden zu dieser Zeit noch) bewaffnet mit einem Blatt Papier die umliegenden Filialen abzuklappern hatten und dort die aktuellen Konditionen vom Preisblatt im Schaufenster abzuschreiben hatten. Das wurde dann ausgewertet. Das erinnert manchen an seine Rundfahrten als Tankstellenbetreiber. Alles Kriegsgeschichten aus vordigitalen Zeiten.

Jetzt, von vielen unbeachtet, hat Deutschland die europäischen Vorgaben für eine Vergleichsmöglichkeit von Bankkonten umgesetzt. Wie hoch sind die monatlichen Gebühren für ein Girokonto? Gibt es eine Kreditkarte dazu und was kostet die? Wie hoch sind die Zinsen, wenn das Konto überzogen wird? Auf diese und weitere Fragen soll das Portal Antworten liefern. Für alle Kontomodelle sind 27 Vergleichskriterien aufgeführt. Enthalten sind laut Tagesschau fast 6.900 unterschiedliche Kontenmodelle von etwa 1.100 Anbietern. Gefreut haben sich viele. Die oberste Verbraucherschützerin Dorothea Möhn hat es begrüßt. Der Finanzminister Jörg Kukies (SPD) hat gesagt, der Kontovergleich schaffe "Transparenz auf dem Girokontenmarkt".

Ein nicht ernst gemeinter Vergleich drängt sich auf. Hat Christian Lindner auch deshalb die Reißleine bei der Ampel gezogen, weil er nicht der zweite FDP-Minister nach Philipp Rösler sein wollte, der eine Markttransparenzstelle geschaffen hat.

Zurück zum Thema. Diese neue Markttransparenzstelle wird jetzt von der BaFin, das ist die Aufsichtsstelle des Bundes über die Banken, betreut. Sie steht jedermann unter dem Namen BaFin-Kontenvergleich zur Verfügung. Sie wird nicht vom Bundeskartellamt betrieben, bei denen man so etwas ja vermutet hatte. Aber offenbar haben die sich gewehrt. Wissen wir nicht. Könnte man denken. Und deswegen haben wir unsere kurze Notiz am heutigen Tage diesem Thema gewidmet. Das Kartellamt betreibt die Markttransparenzstelle für Kraftstoffe. Die Aufnahme der Strompreise haben sie abgelehnt. Benzinpreise ja. Aber Strompreise, bzw. Ladepreise nein. Dabei läge es bei den Ladepreisen viel näher, einen Preisvergleich zu machen. Die Preismodelle beim Ladestrom dürften ähnlich kompliziert sein, wie die Preise für Bankkonten. Auch das hat der Kartellamtspräsident Andreas Mundt zu Beginn des Jahres noch einmal begründet. Er ist ja auch ein Verbraucherschützer. Laut Spiegel erklärt er wörtlich: »Bei Ladesäulen befürchte ich, dass eine zentrale Erfassung und Veröffentlichung aller Preise es den Anbietern erleichtern könnte, ihre Preise aufeinander abzustimmen«. Auf die Idee muss man kommen. Die Monopolkommission der Regierung soll diese Entscheidung jedoch für falsch halten. Das war im Herbst 2024.

Der Rest bleibt im Dunklen. Nicht wörtlich jetzt. Ein sonniger Tag nahezu in ganz Deutschland. 30.396 MWh kommen jetzt um 13.00 Uhr aus erneuerbaren Quellen. Die Konventionelle Erzeugung steuert noch einmal 24.748,25 MWh dazu bei. Und wir sind bei den versprochenen kurzen Zeilen geblieben.

Schönen Sonntag,

 

Stephan Zieger

 

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