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Ziegers Zeilen (KW 03)

Brownout ist das neue Wort

 

Das Schreckenswort in den Zeitungs- und Onlinemedien dieser Woche gehörte dem Brownout. Das ist ein neues Wort. Für die meisten Leser jedenfalls. Blackout, das kannten wir und insgeheim haben wir uns ja ein bisschen damit abgefunden. Irgendwann wird es passieren. Rumms! Und der Strom ist weg. Einfach so.

Ein paar geplagte Leser kennen das. In meinem Heimatort ist das ein häufiges Phänomen. Straßenzüge oder gar Orte fliegen einfach so aus dem Netz. Aus dem Stromnetz. Das andere Netz tobt dann. Auf Facebook oder anderen sozialen Netzwerken. Dabei kann der Stromanbieter noch nicht einmal etwas dafür. Sein Netz ist Opfer der Digitalisierung geworden. Täter sind die kleinen lustigen gelben Bagger, die immer wieder gerne eine Stromleitung unterbrechen. Bei der Verlegung von Glasfaserkabeln … . So etwas nennt man Kollateralschaden. Aber ein richtiger Blackout ist das nicht. Nur ärgerlich.

Zurück zum Thema. Der Blackout ist ein plötzlicher und unvorhersehbarer Stromausfall. Und zwar großflächig. Wie zum Beispiel vor einigen Jahren im Münsterland oder auch im Emsland Dagegen kann man sich nur begrenzt schützen. Das kommt immer wieder vor. Die Gründe sind vielfältig.

Und jetzt kommt der Brownout ins Spiel. Seit Dezember taucht das Thema immer wieder in den Nachrichten auf. Ein Hamburger Energieexperte hat das Thema auf die Tagesordnung gebracht. Ein Brownout ist das gleiche wie ein Blackout. Ein Ausfall der Stromversorgung. Aber kontrolliert. Und zeitlich und räumlich begrenzt. Das heißt: Eine bestimmte Menge an Endkundinnen und Endkunden wird für eine festgelegte Dauer bewusst und kontrolliert von der Stromversorgung getrennt (…). Bisher wurde das Thema Brownout nur im Zusammenhang mit einer Unterversorgung diskutiert. Wir erinnern uns an die Dunkelflaute. Kein Wind und kein Sonnenlicht. Der Brownout hilft gegen den Blackout.

Jetzt im Januar taucht das Thema ganz anders auf. Es wird einen Brownout geben, weil wir eine Überversorgung mit Strom haben. Die Deutschen haben zu viel Solarstrom. Weil sie alle investiert haben. Solarpower vom Dach. Auf eigene Kosten. Mit Enpal oder anderen ähnlichen Anbietern. Bauern ernten großflächig Strom vom Feld oder von ihren Scheunen. Wer mit offenen Augen durch die Gegend fährt sieht diese Entwicklung selber. Ein Termin steht auch schon fest. Zu Ostern wird es soweit sein. Zu wenige Abnehmer und zu viele Anbieter.

Und die Probleme sind groß. Die Speicher bei den Verbrauchern sind unflexibel. Sie werden morgens geladen und speisen dann den Strom ins Netz. Das heißt, dass ab Mittag zu viel Strom zur Verfügung steht. Für einen Ausfall zu Ostern ideal. Weil dann auch noch nicht einmal gearbeitet wird.

Es gibt Lösungen. Stromspeicher. Aber die stecken zum einen im Wahlkampf fest. Ein Gesetz liegt vor, wird aber wohl kaum bis zur Wahl verabschiedet werden. Dann müssten Vermarktungs- und Verteilmechanismen angepaßt werden. Der massive Ausbau von Batteriespeichern würde dann noch mehr gefördert. Zum anderen gibt es sie im geforderten Umfang noch gar nicht. RWE beispielsweise hat bei Batteriespeichern 0,7GW installierte Kapazität, weitere 1,4GW sind im Aufbau und will 2030 7 GW installiert haben.

Das alles klingt gut. Das reicht aber nicht. Das Netz kennt Unter- und Überversorgung. Darauf muss man reagieren. Friedrich Merz fordert den Neubau von 50 Gaskraftwerken. Das hilft auch. Für flexible Reaktion, weil Gaskraftwerke am schnellsten reagieren können. Auch bei Dunkelflaute. Und die notwendige Energie kann gespeichert werden. Und später kann Gas durch Wasserstoff ersetzt werden. Wir kennen auch eine Lösung für überschüssigen Strom. Da ginge was mit E-Fuels und auch mit Wasserstoff. Wie gesagt. Wenn Energie im Überfluss zur Verfügung steht … . Aber den Satz kennen Sie. Man muss es nur zulassen. Jede Biene sticht oder jedes bisschen hilft. Das was im Moment fehlt ist die Bereitschaft alle Lösungen zuzulassen. Mal sehen, was nach dem Wahlkampf kommt.

Ach ja. Einen Whiteout gibt es auch. Das aber ist ein Naturphänomen. Und es kommt nicht nur in Polar oder alpinen Regionen vor. „Als Whiteout wird die Helligkeit beschrieben, die bei schneebedecktem Boden und gedämpftem Sonnenlicht (durch Bewölkung, Nebel oder Schneefall) beobachtet werden kann. Aufgrund der starken diffusen Reflexion des Sonnenlichts und der damit einhergehenden sehr hohen minimalen Leuchtdichte kommt es zu einer sehr starken Kontrastverringerung, das gesamte Blickfeld scheint gleichmäßig hell zu sein. Das hat ein Verschwinden des Horizontes zur Folge; Boden und Himmel gehen nahtlos ineinander über. Auch Konturen oder Schatten sind nicht mehr erkennbar, und der Beobachter hat das Gefühl, sich in einem völlig leeren, unendlich ausgedehnten grauen Raum zu befinden.“ Die Folgen eines Whiteouts können dramatisch sein. Damit ist nicht zu spaßen.

Wem nach den Ausführungen zu Blackout und Brownout aktuelle politische Entwicklungen hierzulande einfallen, dem ist nicht zu helfen. Wer mag kann ja auch noch nach Redout oder Greenout googeln.

Bei mir zuhause liegt Schnee und wir haben blauen Himmel. Wir gehen jetzt ein wenig spazieren. Zur Erweiterung der Horizonts …

Schönen Sonntag noch

 

Stephan Zieger

 

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