Zieger Zeilen (KW 7)
Kennen Sie Nickel? Nicht den ehemaligen deutschen Fußballspieler, der für Eintracht Frankfurt 426 Bundesligaspiel absolvierte. Das Metall ist gemeint. Und nicht als Auslöser für Nickelallergie in Schmuck oder Lebensmitteln. Gemeint ist Nickel als Metall im Rahmen der Elektromobilität. Die meisten sprechen über Lithium. Gemeint ist der Lithium-Ionen-Akku als das Maß der Dinge. Laut BHP benötigt eine 60 kWh NMC811 Batterie 5 KG Kobalt, 5 KG Mangan, 6 KG Lithium und 39 KG Nickel. Für andere Kapazitäten müssen Sie umrechnen.
Mit dem Rohstoff Nickel wollen wir uns heute beschäftigen. Und zwar mit dem aus Indonesien. Damit hat sich ein Artikel in der FAZ befasst, der am Dienstag in der gedruckten Version erschienen ist. Indonesien ist zwar eines der bevölkerungsreichsten Länder der Erde, aber der Wohlstand dort entspricht nicht der Position im Wirtschaftsranking. Im Wahlkampf dort hat einer der Präsidentschaftskandidaten, der jetzt auch die Wahl gewonnen hat, zu einem großen Sprung nach vorne aufgerufen. Der zukünftige Präsident will das ändern und dem Land eine starke Mittelschicht verschaffen. Das muss er im Wettrennen mit der Überalterung dieses Landes in Einklang bringen. „Reich werden bevor wir alt werden“, ist laut FAZ das Motto der Regierung. Womit wir jetzt beim Nickel sind. Der Rohstoff, den man auch in Indonesien gewinnt, soll dabei helfen. Nickel soll nicht mehr geschürft und exportiert werden, sondern soll dort verarbeitet werden. Dafür braucht es Energie. Und worauf greifen prosperierende Staaten zu, wenn es um bezahlbare Energie geht? Auf Kohlekraftwerke. Zitat aus der FAZ: „Die Nickelindustrie braucht soviel Strom, dass der Verbrauch von Kohleenergie in einem Jahr um ein Drittel gestiegen ist.“ Zwar sichern Politik und Investoren zu, dass das „Nickelökosystem bald ganz umweltfreundlich sein werde (…)“. Allein in den letzten Jahren allerdings hat Indonesien eine „Schar von Kohlkraftwerken gebaut“. Deren Lebenszyklus soll bei 50 Jahren liegen. Mindestens 40 Nutzungsjahre liegen noch vor diesen Kraftwerken …
Und das ist das andere Problem. Mittlerweile probieren chinesische Hersteller auf Nickel in den Fahrzeugbatterien zu verzichten. Zitat wiederum aus der FAZ. „Es könnte also sein, dass der Markt für NMC-Batterien nicht mehr stark genug wächst und sich all die Investitionen in Nickelminen und vor allem die Verarbeitung nicht mehr lohnt.“ Nickelfreie Batterien sind bereits auf dem Markt. Ihre Energiedichte ist nicht so hoch. Laut FAZ bieten sie sich jedoch für kleinere E-Fahrzeuge als Alternative an. Zwei Drittel der Stromer in China werden laut FAZ-Bericht schon mit solchen Batterien bestückt. Es lohnt sich, diesen Beitrag in der FAZ ganz zu lesen. Im Netz findet man ihn hinter einer Bezahlschranke. Als Alternative gibt es den Artikel aber bei MSN.
Warum wir diesen Beitrag aufgreifen? Nicht weil wir gegen Stromer sind. Nicht weil wir Spaß an Polemik haben. Stromer als Lösung für klimaneutrales Fahren sind es allemal wert, weitergedacht und weiterentwickelt zu werden. Wenn man aber bei der Betrachtung der Alternativen für diese Klimaneutralität über 100 % verlangt, weil man auch den Transport ins Auge fasst, sollte man sich das oben geschilderte Thema und ähnliche Themen genauer anschauen.
Vielleicht machen Sie das am Wochenende. Und fragen im Europawahlkampf genauer nach.
Zur Entspannung greifen wir eine andere Meldung auf. Gelesen haben wir in der Bild-Zeitung einen Fachbeitrag zur Psychologie. Wofür die Zeitung auch bekannt ist. „Psychopathen fahren häufiger einen …“ titelt die Online-Bild. Auf einer Skala von 0 bis 36 werden Autofahrertypen analysiert. Quelle ist natürlich nicht die Bild, sondern das britische Vergleichsportal ScrapCarComparison. Um es kurz zu machen: Die meisten Psychopaten sitzen in deutschen Modellen. Ab einer Punktzahl von 27 ist man danach wohl auffällig. BMW mit zwölf und Audi mit sieben Punkten liegen vorne. Danach folgt Fiat mit sieben Punkten. Das hätten wir uns anders vorgestellt. Die wenigsten psychopathischen Züge zeigen Fahrer von Seat (4,3), Kia (4,2) und Škoda (3,2). Die vollständige Liste finden Sie im oben genannten Beitrag. Aber der Bericht enthält noch ein paar andere Pointen. Fahrer von Elektroautos haben auf der Psychopathenskala eine Punktzahl von 16. Fahrer von goldenen Autos eine Punktzahl von 12,7. Abgeschlagen liegt Rot. Auch das hätten wir nicht gedacht. Dieselfahrer liegen in dem Ranking ganz hinten. Nur fünf Punkte.
Das Schlusswort für heute gönnen wir dem Autor des Beitrages in der Bild: „Trotzdem: Falls Sie demnächst einem goldenen Elektro-BMW begegnen, könnte Vorsicht geboten sein ...“
In diesem Sinne, schönes Wochenende, und schauen Sie jetzt besser nicht in Ihre Garage.
Ihr Stephan Zieger